Im Oktober 2019 ist der am Klostermuseum im Bad Emstaler Ortsteil Merxhausen gelegene Luise-Greger-Platz eingeweiht worden. Er erinnert an die Komponistin, Kammersängerin und Pianistin Luise Greger, die 1944 in der damaligen Landesheilanstalt Merxhausen verstorben ist. Ihr Name steht stellvertretend für die unzähligen Frauen, die den „Euthanasie“-Krankenmorden, Hungerkost und Vernachlässigung zum Opfer fielen.
Schon früh wird das musikalische Talent der 1862 in Greifswald geborenen Luise Sumpf erkannt und gefördert. Sie erhält Klavierunterricht und komponiert bereits als Dreizehnjährige. In Berlin nimmt Luise Gesangsunterricht. Hier lernt sie den Arzt Dr. Ludwig Greger kennen, den sie 1888 heiratet. Aus der Ehe gehen drei Söhne hervor. 1894 übersiedelt sie Familie nach Kassel-Wilhelmshöhe, wo Dr. Greger eine Kuranstalt eröffnet. 1911 wird die Ehe geschieden, Luise Greger zieht in eine prächtige große Wohnung in der Wilhelmshöher-Allee. Hier finden musikalische Salons statt, bei denen Luise Klavier spielt und singt. Sie wird von ihrem ältesten Sohn Helmuth, ausgebildeter Arzt und Opernsänger, begleitet.
In den frühen 1930er Jahren wird Luise Greger in der deutschen und europäischen Musikwelt bekannt. Rund 170 Werke soll sie komponiert haben, darunter die Märchenoper „Gänseliesel“. Sie wird 1934 am Stadttheater Baden-Baden mit großem Erfolg uraufgeführt. Die Kasseler Post schreibt 1932: „Die Stadt Kassel kann stolz darauf sein, Deutschlands bedeutendste lyrische Tondichterin der Gegenwart zu ihren Einwohnerinnen zu zählen.“
Nach dem Tod ihres ältesten Sohnes übersiedelt sie ins Siechenhaus nach Hofgeismar. Ende 1943 ist Luise Greger als hochbetagte, an Altersschwäche und Demenz leidende Frau in der Landesheilanstalt Merxhausen verlegt worden. Hier fand sie nicht die benötigte medizinische Hilfe. Wir müssen sie deshalb als Opfer der inhumanen nationalsozialistischen Doktrin betrachten. Die erbbiologische Ideologie des „gesunden Volkskörpers“ mit der Maxime der „Auslese der Starken und der Ausmerzung der Schwachen“ hatten auch die Ärzte und Pflegerinnen in Merxhausen verinnerlicht. Sie fühlten sich nicht mehr als Anwalt ihrer Patientinnen, sie haben ihren ärztlichen Auftrag nicht erfüllt. Luise Greger erkrankt an einer Bronchitis. Sie bekam keine lindernden Medikamente verordnet. Wegen ihrer körperlichen Schwäche konnte sie der Infektionserkrankung keine Abwehrkräfte entgegensetzen und starb am 25. Januar 1944.
Ihre Todesumstände müssen Auftrag und Mahnung an uns alle sein, kranke, schwache und behinderte Menschen in unsere Mitte auszunehmen, ihnen zu helfen und am Leben in der Gemeinschaft teilhaben zu lassen.
Mit Luise Gregers Tod geriet ihr musikalisches Werk in Vergessenheit, bis ihre Kompositionen und Briefe in den 1990er Jahren in einer Eisentruhe von ihrem Urenkel wiederentdeckt wurden. Seitdem wird ihre Musik in den USA und in Deutschland wieder zum Leben erweckt.
Die Fotos zeigen Luise Greger 1929 und die Einweihung des Luise-Greger-Platzes 2019.
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Kulturelles Erbe endet nicht bei Denkmälern, Museen und Sammlungen von Objekten. Es umfasst auch Traditionen, die von unseren Vorfahren geerbt und an unsere Nachkommen weitergegeben werden, wie mündliche Überlieferungen, darstellende Kunst, soziale Praktiken, Rituale, festliche Ereignisse, Wissen und Traditionen mit Blick auf die Natur und das Universum oder das Wissen und die Fähigkeiten, traditionelles Handwerk auszuüben. (gemäß Definition der UNESCO)
Ihr Vorschlag sollte Bedeutung für Ihren Ort/Ihre Region und der Bewohner haben, er sollte nicht allein auf einer privaten Einschätzung beruhen.
Eine Kartographie für die lokale und europäische Ebene, gefüllt mit allen Beiträgen der Bürgerinnen und Bürger. Sie wird bis Ende 2020 veröffentlicht.
Diese Karte wird eine Bestandsaufnahme aller Werte des Kulturerbes sein, die die kulturelle Identität der sechs Städte und Regionen, die Mitglied dieses Projekts sind, prägen.
Die Arbeit an dieser digitalen Plattform wird ein laufender Prozess sein. Auch nach dem Ende des Projekts werden Eingaben möglich sein und die Beiträge und Technik gepflegt werden.
Das sind die Fragen, die SIE beantworten werden, denn SIE sind diejenigen, die in der Region leben und sie erleben.
Jede/r Einzelne ist Schöpfer, Zeuge und Garant kulturellen Erbes. Deshalb stehen Sie im Mittelpunkt dieses Prozesses.
Diese Plattform gibt Ihnen die Möglichkeit, zu teilen, was Sie denken, charakterisiert Ihren Ort/Ihre Landschaft; es kann ein Denkmal, eine Tradition, ein Symbol, eine kulinarische Spezialität oder sogar ein traditionelles Fest sein … Ihr Beitrag wird dazu beitragen, die Elemente zu identifizieren, die die kulturelle Identität Ihres Ortes/Ihrer Region prägen und die Grundlage eines gemeinsamen Zugehörigkeitsgefühls bilden.