Die Kulturlandschaft Nordhessens ist in großen Teilen geprägt worden von der Ansiedlung von protestantischen Glaubensflüchtlingen, den Hugenotten und Waldensern, die Ende des 17./Anfang des 18. Jhdts. von Landgraf Carl in seiner Landgrafschaft Hessen-Kassel aufgenommen wurden. Der Landgraf wies diesen Flüchtlingen eigene „Colonien“ und die Stadt Bad Karlshafen zu, die Stadt Kassel erhielt ein neues Stadtviertel für die Hugenotten, in weiteren Orten siedelten sich Einzelfamilien an. Wirtschaftlich, gesellschaftlich, städtebaulich und baukulturell wie auch unter dem Aspekt der Verankerung des Protestantismus bildeten sich die Kolonien mit den Zugewanderten in den nachfolgenden Jahrzehnten als bedeutende Stütze für die Entwicklung der Landgrafschaft heraus. Die Spuren dieser historischen Entwicklung sind noch immer deutlich sichtbar: in dem baukulturellen Erbe, einer bis heute bedeutenden städtebaulichen Bedeutung und Wahrnehmung, den Orts- und Bewohnernamen, den kulturellen Gepflogenheiten. Der Landgraf verfolgte nicht nur ethische Aspekte einer Willkommens- und Aufnahmekultur, sondern auch strategische Ziele: er wollte sein Land mit erstarkter Wirtschaft, mit Technik und Bildung in die Neuzeit führen. Neben bedeutenden architektonischen Bauwerken verfolgte er auch den Bau eines Kanals, der den landgräflichen Sitz Kassel direkt mit der Weser und der dort liegenden hugenottischen Hafenstadt Bad Karlshafen verbinden und gleichzeitig nach Süden bis zur Lahn führen sollte. Das Vorhaben wurde in einem kleinen Teil realisiert, dennoch drückt sich in den landgräflichen Plänen eine europäische Weitsicht aus, die zu dieser Zeit eine Besonderheit darstellte.
Nordhessen ist die nördlichste Etappe des vom Europarat als Europäische Kulturroute anerkannten Kulturfernwanderwegs „Hugenotten- und Waldenserpfad“ (www.hugenotten-waldenserpfad.eu), der die Herkunftsgebiete der Glaubensflüchtlinge mit ihrer neuen Heimat über 2000 km Wegstrecke verbindet.
Um das kulturlandschaftliche Erbe und insbesondere die baukulturellen Zeugnisse des landgräflichen Wirkens zu einem lebendigen Kulturerlebnisraum zusammenzuführen, hat der Verein „Hugenotten- und Waldenserpfad“ verschiedene Veranstaltungen und Projekte durchgeführt. Er will damit nicht nur das Kulturerbe der Hugenotten und Waldenser in Wert setzen, sondern auch aktuellen europaverbindenden Zielen Rechnung tragen.
Auf den Spuren der Hugenotten und Waldensern – Wandertipps: https://www.hugenotten-waldenserpfad.eu/wandern-auf-dem-hugenottenpfad.html
Neben den Kolonien, den Museen und Archiven vor Ort möchten wir insbesondere auf zwei besonders augenfällige Projekte hinweisen: Den Rundweg „Kleiner Grimmpfad“ mit Kunstinstallationen zum Thema „Exil-Neue Heimat“ (https://www.skulptur-kelze.de/ausstell/exil_flyer.pdf) in der Gemarkung Bad Karlshafen und zwei Treidelkahn-Nachbauten in Bad Karlshafen (Triftweg 14) und Hofgeismar (Rocholl-Park), die auf das Wirken des Landgrafen Carl hinweisen.
Füllen Sie den folgenden Fragebogen mit einem Vorschlag aus, was Sie als Erbe betrachten.
Fügen Sie Bilder, Videos oder Texte hinzu, um Ihren Vorschlag zu veranschaulichen.
Wenn Sie längerfristig dabei sein möchten, hinterlassen Sie bitte Ihre Kontaktinformationen.
Kulturelles Erbe endet nicht bei Denkmälern, Museen und Sammlungen von Objekten. Es umfasst auch Traditionen, die von unseren Vorfahren geerbt und an unsere Nachkommen weitergegeben werden, wie mündliche Überlieferungen, darstellende Kunst, soziale Praktiken, Rituale, festliche Ereignisse, Wissen und Traditionen mit Blick auf die Natur und das Universum oder das Wissen und die Fähigkeiten, traditionelles Handwerk auszuüben. (gemäß Definition der UNESCO)
Ihr Vorschlag sollte Bedeutung für Ihren Ort/Ihre Region und der Bewohner haben, er sollte nicht allein auf einer privaten Einschätzung beruhen.
Eine Kartographie für die lokale und europäische Ebene, gefüllt mit allen Beiträgen der Bürgerinnen und Bürger. Sie wird bis Ende 2020 veröffentlicht.
Diese Karte wird eine Bestandsaufnahme aller Werte des Kulturerbes sein, die die kulturelle Identität der sechs Städte und Regionen, die Mitglied dieses Projekts sind, prägen.
Die Arbeit an dieser digitalen Plattform wird ein laufender Prozess sein. Auch nach dem Ende des Projekts werden Eingaben möglich sein und die Beiträge und Technik gepflegt werden.
Das sind die Fragen, die SIE beantworten werden, denn SIE sind diejenigen, die in der Region leben und sie erleben.
Jede/r Einzelne ist Schöpfer, Zeuge und Garant kulturellen Erbes. Deshalb stehen Sie im Mittelpunkt dieses Prozesses.
Diese Plattform gibt Ihnen die Möglichkeit, zu teilen, was Sie denken, charakterisiert Ihren Ort/Ihre Landschaft; es kann ein Denkmal, eine Tradition, ein Symbol, eine kulinarische Spezialität oder sogar ein traditionelles Fest sein … Ihr Beitrag wird dazu beitragen, die Elemente zu identifizieren, die die kulturelle Identität Ihres Ortes/Ihrer Region prägen und die Grundlage eines gemeinsamen Zugehörigkeitsgefühls bilden.